Biographie Walter Luyken
Walter wurde auf dem Gut seines Vaters Hermann in Hemmern bei Lippstadt geboren. Das Gut wurde von einem Knecht in Brand
gesetzt, so dass die Familie nach Vohwinkel in Wuppertal umzog, wo der Schwiegervater von Hermann lebte. Er besuchte die
Schule in Wuppertal-Elberfeld.
Während des ersten Weltkrieges, als er noch ein Kind war, wurde er oft nachts aus dem Bett geholt, um als jüngster in einem
Orchester, das immer nach einer Siegesmeldung durch die Strassen zog, Horn zu spielen.
Nach der Schule zog er nach Bonn, um an der Universität Landwirtschaft zu studieren. Er wurde auch Mitglied in einer
schlagenden Verbindung, die
Agronomia, deren Vorsitzender er später wurde. Während seiner Amtszeit veranlasste er die Verlegung einer Leitung in dem
Burschenschaftslokal, durch die das Bier bis an jeden Platz der Tische geführt wurde. Dadurch entfiel das lästige Bedienen.
In Bonn verliebte er sich in seine filia hospitalis, Elisabeth. Während des ersten Abendessens bei seinen Gastgebern und
zukünftigen Schwiegereltern schnitt er beim Versuch, das Fleisch durchzuschneiden, gleich den Teller mit durch. Als sie ihn
fragten, ob das Essen gut gewesen wäre, sagte er, es sei gut gewesen, es hätte aber besser und reichlicher sein können.
Aufgrund der schwierigen Situation während der Wirtschaftskrise, musste er das Studium abbrechen und arbeitete als Landwirt,
als Fuhrunternehmer und als Kaufmann. Er gründete einen Geflügelhof, den er "Grossgeflügelhof Bergisch Land" nannte und den er
später verpachtete. Er verkaufte Stroh für die Pferde, die untertage in der Kohleförderung eingesetzt wurden. Die
Geschäftsverbindung entstand durch Vermittlung eines Luyken´schen Verwandten, der im Bergwerk einen hohen Posten inne hatte.
Nachdem er keinen Stroh mehr auftreiben konnte, gründete er zusammen mit seinem Vetter und Bauingenieur Walter Ehrenberg
ein Bauunternehmen. Sie arbeiteten unter anderem für die Stadt.
Das Unternehmen erhielt den Auftrag für den Bau einer Stützmauer und die Stadt verpflichtete sich, das Gelände hinter der
Stützmauer zu befestigen, was aber versäumt wurde. Dies führte zum Einsturz der Mauer. Das Bauunternehmen wurde verklagt und
Walter Ehrenberg wanderte nach Mexiko aus, während Walter Oskar die Angelegenheit bereinigte. Danach wanderte auch er nach
Mexiko aus, weil die wirtschaftliche Situation so schwierig war. Der Vetter hatte nämlich einen Brief geschrieben, dass
es in Mexiko viel Arbeit gäbe.
Bevor er nach Mexiko auswanderte, wollte er sich von Elisabeth verabschieden. Dies war während eines Balles. Als Walter den
Saal betrat, sah er, dass Elisabeth, die leidenschaftliche Tänzerin war, mit einem anderen Mann tanzte. Walter drehte sich um
und ging. Bevor er das Land verliess, ging er noch zum Friseur. Beim Friseur hing eine Karikatur von einer mexikanischen
Musikkapelle, unter der stand "Es wird gebeten, nicht auf die Musik zu schiessen, sie tut ihr bestes". Der Friseur fragte
ihn entsetzt, ob er wirklich nach Mexiko ziehen wollte. Anschliessend ging er Sauerkraut und Eisbein essen, weil er
dachte, dass er das nicht mehr so bald tun könnte, ohne zu ahnen, dass er später den grössten Teil seines Lebens damit
verbringen würde, dieses zu verkaufen.
Nach Mexiko ging es 1929 per Schiff. Er kam im Hafen von Veracruz an. Die Behörden verlangten den Nachweis von 20 Goldpesos als
Eigenkapital, um das Land betreten zu dürfen. Die hatte aber niemand an Bord. Also wurde gesammelt und jeder zeigte die
selben 20 Pesos, wenn er von Bord ging. In Veracruz traf Walter seinen Vetter, der ihn in den Bundesstaat Oaxaca mitnahm.
Das letzte Stück musste auf dem Pferd absolviert werden. Walter Ehrenberg arbeitete dort als Vermessungsingenieur. Unterwegs
bekam Walter Oskar Durst und fragte seinen Vetter nach Wasser. Der hielt vor einer Pfütze an und sagte, er solle daraus
trinken. Entsetzt erwiderte Walter, dass darin sogar Frösche leben würden. Der Vetter antwortete "wenn die darin leben,
kannst Du das Wasser auch trinken".
Später gründete Walter Oskar zusammen mit einem Hacienda-Besitzer, der das Kapital aufbrachte, im Bundesstaat Guerrero eine
Hühnerfarm. Das Geschäft
blühte aber nicht, da es so viel Ungeziefer gab. Die zahlreichen Skorpione töteten die Hennen, die versuchten, diese zu
fressen. Die Hacienda, zu der auch die Hühnerfarm gehörte, lag ganz abgelegen. Man konnte nur nach einem Tagesritt dorthin
kommen. Walter musste sich selber eine Hütte bauen, um dort leben zu können. Er fühlte sich sehr einsam und musste an
Elisabeth denken. So schrieb er ihr einen Brief mit einem Heiratsantrag und versprach ihr genügend Wasser zum Trinken. Etwas
anderes hätte er nicht. Daraufhin wanderte auch Elisabeth nach Mexiko aus. Sie heirateten bei Elisabeths Ankunft in Veracruz.
Das junge Paar ging danach zum Geflügelhof, teils mit der Eisenbahn, teils dem Bus, teils zu Pferd. Dort gab es nur wenig zu
Essen, so dass sich Walter oft auf die Jagd machte. Nachdem sich Walter beim Hacienda-Besitzer über die karge Kost
beschwerte, wies dieser ihn darauf hin, dass sie von essbaren Pflanzen umgeben waren und zeigte auf einen Mango-Baum, den
die Beiden nicht kannten. Sie erkrankten später an
Malaria während Elisabeth schwanger war. Der Geflügelhof war von dem Hauptgebäude der Hacienda durch einen Fluss getrennt,
der während der Regenzeit stark ansteigen konnte. Einmal ging ihnen das Chinin aus, mit dem damals die Malaria behandelt
wurde. Um Nachschub von der Hacienda zu holen, musste Walter den reissenden Strom überqueren, was ihn beinahe das Leben gekostet
hätte. Daraufhin zogen sie es vor, in die Hauptstadt umzuziehen, was einen Tagesritt der schwangeren Elisabeth
erforderte.
In Mexiko Stadt arbeitete Walter zunächst für einen Deutschen in einem Kuhstall. Nach kurzer Zeit konnten sie die Filiale
eines Delikatesswarengeschäftes, das einem anderen Deutschen gehörte und "Bavaria" hiess, übernehmen. Das Geschäft wurde
von beiden mit Erfolg betrieben und nach ein paar Jahren konnte Walter einen weiteren Geflügelhof gründen, der dazu diente,
die Bavaria mit frischen Eiern zu versorgen.
Elisabeth schenkte fünf Kindern das Leben, wovon eins kurz nach der Geburt starb. Da durch das Geschäft zu wenig Zeit für
die Kinder übrig blieb, wurde die Bavaria verkauft. Das Paar lebte von dem Geflügelhof und von einem Molkereibetrieb. Auch
wurde eine Hacienda erworben, auf der die Küken aufgezogen wurden, bis sie ins Legealter kamen und auf der auch
Landwirtschaft betrieben wurde. Vor allem wurden Agaven zur Pulque-Gewinnung (einem alkoholhaltigen Getränk) angebaut. Pulque
war das Nationalgetränk in Mexiko, bis es durch Bier ersetzt wurde.
Kurz nach dem Krieg entschieden sich Elisabeth und Walter dafür, getrennt zu leben, ohne sich scheiden zu lassen.
Nach einiger Zeit musste der Geflügelhof geschlossen werden, weil sich die Stadt immer mehr ausdehnte. Das Hofgelände
wurde aufgeteilt und nach und nach als Baugrundstücke veräussert. Der hieraus erzielte Gewinn ermöglichte es Walter, sich
in den Ruhestand zurückzuziehen. Mit der Zeit erkrankte er schwer an Arthritis, die ihn zunehmend an das Bett fesselte.
Er musste Krücken benutzen und stürzte einmal so unglücklich, dass er an den Folgen einer Gehirnblutung im 68. Lebensjahr
verstarb. Er wurde eingeäschert und in Wuppertal-Vohwinkel nach eigenem Wunsch im Grab seiner Eltern beigesetzt.
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