Familienverband Luyken



Chronikblätter 1964 (Band V)
Namensregister
Chronikblatt-Register

Chronikblätter 1963
Chronikblätter 1965

Home
Kontakt

English

Ludwigshafen, 6.4.2011



Seite: 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72






Seite 37
Top

Seite 36

Noch keine Datenfreigabe





Seiten 38 - 39
Top

Seite 38

Text muss noch eingegeben werden


Seite 39

Lebensbilder der Verstorbenen

Else Grünert geb. Luyken
1887-1962 1)

Else (Elsbeth Marie) wurde am 15. September 1887 in Zwickau (Sachsen) geboren. Ihre Eltern waren der Ingenieur und Kaufmann Max Grünert (* 14.12.1853 in Annaberg i. Sa.) und seine Frau Marie geb. Bachmann (* 21.4.1861 zu Zwickau). Da ihre Mutter schon am 13.5.1896 und ihr Vater schon am 10.5.1898 in Zwickau starben, war Else schon mit zehn Jahren elternlos. Daher wurde sie vorwiegend in Pensionaten erzogen. Im Jahre 1908 heiratete sie den bayrischen Leutnant Hans Fackelmann, der im ersten Weltkrieg schon im August 1914 fiel. Aus dieser Ehe stammt eine Tochter L. ("L.") F., die mit dem Ingenieur F. H. verheiratet ist und heute in Nürnberg lebt.

Am 20. August 1919 wurde Else die Gattin von Karl Luyken (X 131 WW), der als aktiver Offizier aus dem ersten Weltkrieg zurückgekommen war 2). Karl und Else wohnten zunächst in Siegen selbst und seit 1924 in Eiserfeld bei Siegen. Vort dort zogen sie 1926 nach Berlin. Hier war Karl, der nach seiner Entlassung aus dem Heeresdienst (September 1919) als kaufmännischer Leiter in großen Betrieben Kassels und Siegens beschäftigt gewesen war, seit 1925 im Reichswehrministerium auf Privatdienstvertrag tätig; 1934 erhielt er das Patent als Major und wurde 1939 zum Oberstleutnant sowie 1942 zum Obersten befördert. Als Karl sich während des Krieges als Festungskommandant in Frankreich befand, wurde Else nach Eichstätt in Bayern evakuiert, wo Karl sie nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft wiedersah. Damit Karl eine Beschäftigung als Vertreter finden konnte, verließen sie beide Eichstätt, die Elses Lieblingsstadt geworden war und die sie später noch bis 1960 fast jährlich für einige Wochen wieder aufsuchte, und zogen aufs neue nach Siegen.


1) Nachtrag zu Band IV S. 443
2) Vgl. Chronikblätter Band I S. 165 und Karl's Lebenslauf in Band IV S. 398 f.





Seiten 40 - 41
Top

Seite 40

Aus Elses Ehe mit Karl sind zwei Kinder hervorgegangen: G. (XI 175 WW, geboren am 11.6.1923), die mit H. F. verheiratet ist und in Kredenbach bei Siegen wohnt, und H. (XI 175 WW, geboren am 24.3.1928), jetzt in Dortmund-Wambel lebend und mit K. H. verheiratet.

Else zeigte lebhaftes Familieninteresse. Auch als sie im Juni 1961 zwei Schlaganfälle erlitten hatte, führte sie den von ihr eifrig gepflogenen Briefwechsel nach Kräften weiter. Nachdem sie noch am 15. Oktober 1962 ihren 75. Geburtstag hatte feiern können, wurde sie am 25. Oktober durch einen sanften Tod von langem Leiden erlöst. Ihr Wesen schildert ihre Tochter G. in seinem Grundzuge: unendlich aufopfernd für ihre Familie und bis zu letzten Minute lebensbejahend.


Seite 41

Agnes Krahmer-Möllenberg geb. Luyken
1883 - 1963 1)

Agnes Krahmer-Möllenberg geb. Luyken kam als das dritte Kind von Walter Luyken und Antonie geb. Kessler (IX 28 WA)2) am 4. Juni 1883 in Mönchengladbach zu Welt. Ihr Vater wechselte als Beamter mehrmals den Wohnsitz, und so verlebte Agnes mit ihren Geschwistern Ernst, Emma und Walter ihre Jugend in Koblenz, Köln und Osnabrück, wo der Vater in seinen letzten Dienstjahren als Landgerichtspräsident tätig war. Damals - noch vor der Jahrhundertwende - waren es gemächlichere Zeiten als heute, und gern berichtete Agnes von ihren Kindheitserlebnissen, vor allem von den Fahrten im Ruderboot auf dem Rhein bei Koblenz, wenn der Vater sie und Walter zum Rudern zur bekannten Königsbacher Brauerei mitnahm. Dort wurde unter schattigen Bäumen im großen Brauereigarten gerastet und ein belegtes Brot gegessen. Der Vater trank dazu einen Krug Bier. Die Stärkung war wohl verdient, da es auf der Hinfahrt gegen den Strom gegangen war 3). Auch die Ferienerlebnisse auf Gut Annaberg auf den Höhen zwischen Bonn und Bad Godesberg, damals im Besitz von Arnold Luyken und Emma geb. Hammacher, Hamburg, sind ihr unvergeßlich geblieben. Das gastfreie Haus bot vielen Basen und Vettern herrliche Ferienwochen.

Im Jahre 1897 verzog die Familie nach Köln. Da das Boot in der Großstadt nicht gebraucht werden konnte, hatte es der Vater verkauft. Agnes, die sehr sportfreudig war, widmete sich nun dem Radfahren,


1) Nachtrag zum Chronikheft 1963 S. 2
2) Vgl. Band IV S. 295
3) Vgl. hierzu den hübschen Bericht über Koblenz von Bruder Ernst Luyken, Bd. IV S. 181 ff.






























Seiten 42 - 43
Top















Die Krahmer-Möllenberg-Kaserne
in Goslar

Seite 42

einer Betätigung, die damals für "höhere Töchter" noch vielerseits als unschicklich angesehen wurde. Auch spielte sie gern Tennis. Nach Abschluß der Schulzeit kam Agnes nach Kassel in ein Pensionat. Dort lernte sie Alma Kalkuhl kennen, die ihre beste Freundin wurde. Die Freundschaft hat durchs ganze Leben gehalten in Freud und Leid. Frau Heel - so hieß sie nach ihrer Verheiratung - weiß noch heute manch ulkige Geschichten, die die beiden Mädels damals ausgeheckt hatte, zu erzählen. Als das Pensionsjahr abgelaufen war, durfte Agnes im Winter die zu jener Zeit in den Familien üblichen Bälle besuchen. Daß sich dabei unter ihren Tänzern auch Konrad Adenauer befand, ist ihr besonders im Gedächtnis geblieben.

In Osnabrück, wohin der Vater im Jahre 1906 versetzt worden war, lernte Agnes beim Tennis ihren späteren Ehemann Hans Krahmer-Möllenberg4) kennen, Leutnant im Ostfriesischen Feldartillerie Regiment 62, welches mit seinen beiden Abteilungen in Oldenburg und Osnabrück stand. Am 12. Oktober 1909 fand im "Großen Club" zu Osnabrück die Hochzeit statt. Über 100 Gäste freuten sich am Glück des jungen Paares, und was es Leckeres zum Schmause gab, sei einmal für die jüngeren Leser dieser Zeilen aufgezählt:

Speisenfolge

Malossol Caviar auf Eis
Königinsuppe
Forellen blau mit Butter

Fasanen mit Champagnerkraut
Sorbet von Ananas
Rehrücken, Salat und Kompott
Stangenspargel
Eis und Brauttorte
Butter und Käse
Nachtisch

Henkell Trocken

Zeltinger Schlossberg
Hattenheimer Pfaffenberg
Château Lestage

Oberemmeler Agritiusberger
Burgunder
Müller Extra

Sorgen um die schlanke Linie hatte man damals anscheinend weniger als heute.

Zunächst wurde in Oldenburg Quartier bezogen, wo Hans als Regimentsadjutant Dienst tat. In der hübschen kleinen Residenz konnten Agnes und Hans des öfteren Hofbälle des Großherzogs mitmachen; es waren noch einige sorglose Jahre. In dem besonders heißen Sommer am 28. Juli 1911 wurde ihnen der Sohn Hans geboren und am 28. Dezember im Großelternhaus getauft. Bei dieser schönen


4) * 27.11.1877 zu Goslar, Sohn von Wilhelm Krahmer-Möllenberg, * 8.3.1849 zu Magdeburg, † 21.2.1894 zu Groß-Salze a. d. Elbe, und Adelheid geb. Kern, *4.10.1854 auf Klostergut Riechenberg b. Goslar, † 29.10.1882 zu Goslar.


Seite 43

Feier kam der köstliche Humor des glücklichen Vaters wieder recht zum Ausdruck.

1914 war das Schicksalsjahr Europas; die große Zeitenwende brach an, und das fröhliche Leben ging zu Ende. Freilich blieb die Familie von schweren Schicksalsschlägen verschont. Vater Hans wurde mehrmals verwundet und kehrte 1918 als Major aus dem Felde zurück. Infolge Verminderung der Heeresstärke auf 100 000 Mann schied Hans aus seinem sehr geliebten Beruf aus und trat in die neu gebildete (preußische) Schutzpolizei ein. Das war für den bewährten, im Kriege besonders ausgezeichneten Truppenoffizier eine schwere Umstellung; aber seine konziliante Natur half ihm über vieles hinweg.

Nachdem man sich gerade in Erfurt eingelebt hatte, mußten die Koffer wieder gepackt werden, da Hans Kommandeur in Mühlhausen (Thüringen) geworden war. Hier in der alten Reichsstadt mit ihrer weiten ländlichen Umgebung konnten die Hungerjahre und die Inflationszeit einigermaßen durchgestanden werden. Agnes, deren Kochkünsteim Familien- und Freundeskreis allgemein bekannt waren, konnte immer etwas auf den Tisch zaubern. 1926 wurde das Rheinland von den Alliierten frei und die Mühlhäuser Garnison nach Köln verlegt. Als Kommandeur der Polizeiinspektion Mitte in Köln nahm Hans mit Agnes an vielen Veranstaltungen teil, und so kam Agnes wieder mit Dr. Konrad Adenauer, der inzwischen Oberbürgermeister von Köln geworden war, zusammen. Aber schon zwei Jahre später ging es nach Kiel und 1931 von dort nach Wuppertal. 1932 wurde Hans zum Polizeioberst befördert. Es war für ihn eine große Befriedigung, noch diese höchste Kommandeurstellung in der Schutzpolizei erreicht zu haben. Am 1. April 1933 trat er, weil er die damals für Polizeioffiziere vorgeschriebene Altersgrenze erreicht hatte, in den Ruhestand, und nun wurde Bonn als "Pensionopolis" ausgesucht.

"Mutter Mölli", wie Agnes im engeren Kreise genannt wurde, war ganz in die Nähe ihrer Freundin Alma gerückt, welche in Oberkassel an der Seite ihres Mannes das Internat "
Kalkuhl" besaß. Auch aus der Luyken-Familie wohnten viele Mitglieder in Bonn. Bis 1939 verlebte man noch ganz gemächliche Pensionärszeiten, aber dann brachte der Krieg viel Unruhe mit sich. Vater Hans wurde bis 1942 zum Dienst in der Heimat verwendet und noch zum Oberstleutnant befördert, dann aber endgültig seiner Gesundheit wegen verabschiedet. Die stetig zunehmenden Luftangriffe der Aliierten, die damals noch vor allem auf das Rhein-Ruhrgebiet gerichtet waren, bewogen 1943 die beiden, nach Goslar in die väterliche Heimat auszuweichen. Der Versuch, nach dem Kriege in Bonn wieder Fuß zu fassen, scheiterte. Die Mühsal und Not des Lebens war sehr groß geworden; wer von uns Älteren wüßte es nicht aus eigener Erfahrung!

Vater Hans ging am 15. April 1948 unerwartet heim in Gottes Frieden. Agnes hat diesen Schlag kaum verwinden können. Seitdem war ihre





Seiten 44 - 45
Top

Seite 44

Tatkraft dahin. Zur Gegenwart konnte sie keine rechte Beziehung mehr finden, und so schlug auch der Versuch fehl, sie in die Familie des Sohnes einzugliedern. Sie blieb also in Goslar, und als sie gezwungen wurde, ihr Zimmer zu räumen, zog sie in ein Altersheim. Dort gewann sie sich durch ihr liebes Wesen viele Freunde, aber erst wenn Besuch aus der Familie kam, lebte sie auf und erzählte von alten glanzvollen Zeiten. Öfters konnte sie mit ihrem Bruder Walter und dessen Frau Erinnerungen tauschen, da diese sie mehrfach in Goslar besuchten. Ein besonderer Höhepunkt war ihr 80. Geburtstag, zu dem Sohn Hans mit seiner Familie ganz überraschend erschienen war.

Nach kurzem Krankenlager erlöste Agnes am 17. August 1963 ein sanfter Tod von ihrem zuletzt so schweren Erdenleben. In der schlichten Friedhofskapelle, wo der Sarg, wie Agnes es liebte, von Kerzenschimmer umgeben war, nahmen wir Abschied von ihr. Die Urne mit ihrer Asche wurde in der alten Grabstätte der mit der Stadt Goslar sehr verbundenen Familie Krahmer-Möllenberg beigesetzt.5)


Kurt Benoit
(1902 - 1963)

Nach dem Wunsch seiner Mutter sollte Kurt Offizier werden; er wäre ein schlechter geworden. Sein Wunsch war es, Journalist zu werden; er ist ein ausgezeichneter geworden. Kurt Benoit, am 25. Juni 1902 als Sohn der Eheleute Paul Benoit und Erna, geb. Duems, in Berlin geboren, wo er 1908 die Vorschule des Fichtegymnasiums besuchte, kam später nach Wesel, besuchte das dortige Gymnasium von 1912 bis 1915 und trat dann in das Kadettenkorps in Dresden ein. Nach Auflösung der Anstalt infolge des verlorenen Krieges legte Kurt Benoit 1919 in Berlin seine Reifeprüfung ab.

Eineinhalb Jahre arbeitete er dann in der Buchdruckerei und Verlagsgesellschaft seines Großvaters in Wesel, um dann in die "Agencia Duems GmbH Mexico" seines Onkels einzutreten. In dieser Nachrichtenagentur machte Benoit erste Bekanntschaft mit dem Journalismus. Diese "erste Liebe" hat er nie aufgegeben. Sein Beruf brachte ihm für alle Zeit Erfüllung. Von


5) Der Vater und ein Bruder von Hans waren - in Kriegszeiten - Kommandeur der Goslaer Jäger, einer Elitetruppe des preußischen Heeres. Letzterer ist 1917 in Rumänien gefallen. Die alte Jägerkaserne trägt um den Eingangsbogen die Inschrift "Krahmer-Möllenberg-Kaserne".


Seite 45

1931 an war Kurt Benoit Leiter des angesehenen Nachrichtenbüros "Transocean" in Mexico-City, das nachrichtlich das ganze Land betreute.

Für kurze Zeit auf Urlaub in Deutschland, verlobte sich Kurt Benoit im Dezember 1928 mit
Margarete Dültgen (XI 21 WW, Tochter von Richard Dültgen und Martha, geb. Luyken, X 10 WW) und heiratete sie am 2. März 1929. Mexico-City, wo sich das junge Paar niederließ und wo auch die drei Kinder C.-C. (11. Dezember 1929), P. (17. November 1931) und D. (1. Dezember 1936) zur Welt kamen, wurde zur zweiten Heimat für Kurt Benoit und seine Frau.

Nach dem Kriegseintritt Mexicos im Jahre 1943 mußte Benoit mit seiner Familie das Land verlassen. Zunächst für fünf Monate in White Sulphur Springs im US-Staat Virginia interniert, kamen die Ausgewiesenen Ende Mai 1943 im Zuge des Diplomatenaustausches nach Deutschland zurück. Nur kurze Zeit blieb Kurt Benoit in Berlin; dann wurde er zur Wehrmacht eingezogen, die ihn - gewissermaßen als Ausgleich für seinen langjährigen Aufenthalt im Sonnenland Mexiko - im kalten Finnland einsetzte.

Nach Kriegsende war Kurt Benoit zunächst freier Mitarbeiter, dann Redakteur beim Berliner "Telegraf". 1949 kam er nach Wesel, um vom 1. Januar 1956 bis zum 1. Oktober 1960 in Dinslaken die Lokalredaktion der NRZ (Neue Ruhr-Neue Rhein-Zeitung) als Leiter zu übernehmen. In Dinslaken trat Kurt Benoit dem örtlichen Presseklub bei, dessen langjähriger Vorsitzender und späteres Ehrenmitglied er war. Auf eigenen Wunsch wurde Benoit dann nach Köln zur dortigen Redaktion der NRZ versetzt. In der Domstadt starb er nach kurzer Krankheit am 14. Oktober 1963.

Die Nachrufe im überörtlichen und örtlichen Teil der NRZ und in allen im Kreis Dinslaken erscheinenden Zeitungen bezeugen Kurt Benoit, daß er sich als Publizist große Verdienste erworben hat und als Mensch von seiner Umwelt hoch geschätzt wurde. Er wird auf der einen Seite als verantwortungsvoller Journalist von hoher Berufsauffassung, auf der anderen als Mensch mit großer Lebenserfahrung und mit einem Geschick zur Schlichtung von Auseinandersetzungen geschildert. Bezeichnend für Kurt Benoits Wesen ist, daß er keine persönlichen Feinde, wohl aber in allen Orten seiner Tätigkeit viele Freunde hatte.

Es war ihm nicht mehr vergönnt, wie er es für die Zeit nach seiner Pensionierung geplant hatte, in das Land seiner Sehnsucht, nach Mexico, zurückzukehren. Seine beiden verheirateten Söhne leben dort heute noch: P. als selbständiger Gartengestalter und C.-C. als leitender Angestellter der amerikanischen Automobilfirma Ford, die in Mexico-City ein Filialunternehmen unterhält. Sein drittes Kind, D., ist mit dem Redakteur K.-E. K. verheiratet und lebt heute mit Mann und zwei Kindern in Mülheim/Ruhr.





Seiten 46 - 47
Top

Seite 46

Cyril Gordon Luyken
(1895-1964)

Cyril Gordon Luyken wurde am 2. Oktober 1895 in London als drittes Kind von Heinrich Luyken (X 171 A)1) und Alice Maud geb. Newbon geboren. Er besuchte eine höhere Schule in Nord-London. Dann erlernte er den kaufmännischen Beruf. 1913 ging er nach Kanada, trat aber schon ein Jahr später im ersten Weltkrieg in das "Canadian Army Medical Corps" ein und wurde in Griechenland und im Mittleren Osten eingesetzt. 1918 wurde er in Kanada aus dem Heeresdienst entlassen und war nach dem Kriege einige Zeit in Kanada und in den Vereinigten Staaten geschäftstätig. 1925 kehrte er nach England zurück und nahm eine Anstellung als Vertreter in dem gleichen Unternehmen an, in dem sein Vater als Kaufmann arbeitete, nämlich der Firma Thompson & Norris, die Wellpappenbehälter, Kartons und anderes Verpackungsmaterial herstellte. Am 28.6.1930 heiratete Cyril Hilda Margaret Elizabeth Taylor (Tochter von Charles Taylor und Agnes geb. Catchpole) und gründete ein Heim in Nord-London. In die Familie wurde die am 8.2.1937 in London geborene Adoptivtochter J. (XII 67) ausgenommen. Bei Thompson & Norris blieb Cyril bis 1946. Dann siedelte er nach Brighton über wo er ein Tabakeinzelhandelsgeschäft erwarb. Dieses verkaufte er im Jahre 1961 und zog nach Clanfield nahe Portsmouth, wo er bis zu seinem am 5. März 1964 erfolgten Tode lebte. Seine letzten Lebensjahre waren von Krankheit überschattet, doch verlor Cyril nie sein lebhaftes Interesse und die Freude an seinem Garten. Das Bild zeigt ihn kurze Zeit vor seinem Tode.


1) Vgl. Bd. IV S. 461


Seite 47

Emil Sethe
(1875-1964)

Emil Sethe war als zweiter Sohn von Eduard Sethe (1843-1932)1) und Ernestine geb. Engelhardt (1853-1909) in Rothenditmold bei Kassel geboren, wo der Vater eine Waggonbauanstalt besaß. Seine Großmutter Henriette Sethe geb. Luyken (1803-1881) war unter den 4 Kindern von Daniel IV Luyken (VII 9) und Christine geb. Schneider die einzige Tochter. Sie hatte von ihrem Vater das Gut Löhrshof bei Wesel geerbt. Auf ihm verbrachten später die Eltern Eduard und Ernestine Sethe mit ihren 4 Söhnen häufig die Sommerferien. Von dorther stammt die Zuneigung, die Emil Sethe zeitlebens der Familie Luyken bewahrt hat.

Nach Abschluß der Schulzeit in Kassel (Ostern 1897) befasste sich Emil Sethe zunächst an der Universität Breslau mit Geologie und Jura. Gleichzeitig diente er als Einjährig-Freiwilliger beim Feldartillerie-Regiment 6. Alsdann studierte er in Heidelberg weiter und setzte danach, nun speziell auf das Bergfach gerichtet, seine Studien an der Bergakademie Clausthal (Harz) fort. In Breslau und Heidelberg war er bei den Korps Borussia bzw. Rhenania aktiv gewesen.

Nachdem er 1901 zum Bergreferendar ernannt war, verlobte er sich 1904 mit Erna Steppuhn und heiratete sie als Bergassessor am 6. Februar 1906. Nach der Hochzeit zog das junge Paar zunächst nach Grund im Harz, wo Emil Sethe im Bezirk des Oberbergamtes Clausthal als Berginspektor tätig war. Er wechselte noch mehrmals den Wohnsitz, trat aber 1912 aus dem Staatsdienst aus, um zu den Kaliwerken überzugehen, bei denen er in Wittelsheim im Oberelsaß beschäftigt wurde. In der herrlichen Gegend verlebte er mit seiner Gattin und den inzwischen geborenen Töchtern Hildegard, Margrit und Clara eine besonders schöne Zeit.

Mit Beginn des Krieges im August 1914 rückte Emil Sethe als Hauptmann und Batterieführer beim Feldartillerie-Regiment 6 aus, war später Abteilungskommandeur beim Feldartillerie-Regiment 284 und schließlich Leiter der Bergwerksabteilung des Wirtschaftsstabes der Militärverwaltung in Rumänien. Wegen der Gefährdung im Elsaß zog seine Frau zunächst mit den Kindern zu ihrem Vater nach Zellerfeld und nahm alsdann in Kassel Wohnung.

Nach dem Krieg wurden die Deutschen Kaliwerke von der Wintershall A.G. aufgekauft. Bei ihr fand Emil Sethe Verwendung als Berg-


1) Vgl. Band II Seite 70 f.





Seiten 48 - 49
Top

Seite 48

Bergwerksdirektor in Bernterode (Untereichsfeld). Dort wurde die Tochter Barbara geboren. Im Jahre 1923 erfolgte seine Versetzung in gleicher Stellung nach Bernburg (Saale).

Im Frühjahr 1928 machten sich bei Erna Sethe Anzeichen von Leukämie bemerkbar, jedoch konnte sie im Herbst 1929 die Hochzeit der Tochter Margrit mit Friedrich Ehle, der später gleich zu Anfang des 2. Weltkrieges als Kompanieführer fiel2), noch in erfreulicher Frische mitfeiern. Aber alsdann nahm die Krankheit sehr ernsten Charakter an. Trotz der Bemühungen bedeutender Spezialisten verschied Emils Gattin am 21. Dezember 1929 3).

Im Frühjahr 1931 schloß Emil Sethe eine zweite Ehe mit Käthe Reußner. Er sehnte sich nun immer mehr mach seiner hessischen Heimat und entschloss sich daher, seine Pensionierung zu beantragen und das elterliche Haus in Kassel zu übernehmen. Hierzu siedelte er mit seiner Familie im Oktober 1932 dorthin über. Emil Sethe bleib hier auch weiter auf seinem Fachgebiet gutachtlich und beratend beschäftigt, er konnte aber nunmehr seine Liebe zur Natur besonders pflegen. Im Dezember 1935 kam die Tochter C. zur Welt.

Während des 2. Weltkrieges, in dem Emil Sethe kurze Zeit bei einem Wirtschaftsstab in Rußland stand, wurde die Familie völlig ausgebombt und nach Großalmerode bei Kassel evakuiert. Nunmehr folgten kümmerliche Jahre und viele Schicksalsschläge, bis 1949 Emil Sethe´s Wunsch in Erfüllung ging, in Kassel-Wilhelmshöhe ein Häuschen bauen zu können. Hierin fühlte er sich bis zu seinem Lebensende sehr wohl und genoß, was sich ihm noch bot, aus vollem Herzen. Nach kurzer Krankheit starb er als letzter der 4 Brüder im 89. Lebensjahr, dem gleichen hohen Alter, das auch sein Vater erreicht hatte. Die Beisetzung erfolgte in der Sethe´schen Familiengruft.-

Hinsichtlich der vom Niederrhein stammenden Familie Sethe ist noch folgendes bemerkenswert:

Der Schwiegervater Carl Sethe der anfangs genanten Henriette geb. Luyken hatte zwei ältere Brüder, Christoph Wilhelm Heinrich und Ludwig. Beide waren Universitätsfreunde von Johann Arnold Luyken (VII 11) und haben sich auch in dessen Stammbuch, das jetzt von Walter Luyken, Düsseldorf (X 67) in Besitz hat, mit launigen Versen eingetragen. Während sich Ludwig als Kaufmann in Amsterdam niederließ, war Christoph Wilhelm Heinrich in der napoleonischen Zeit Chefpräsident des Rheinischen Kassationshofes in Düsseldorf. Ihm wurde später als Präsident der Gesetzgebungskommission im Preußischen Justizministerium der Schwarze Adlerorden verliehen, mit dem die Erhebung in den Adelsstand verbunden war. Einen Auszug aus seinem Tagebuch hat Gustav Freytag im 4. Band seiner "Bilder aus der deutschen Vergangenheit" veröffentlicht.


2) Vgl. Band II Seite 700 f und Ehrenbuch.
3) Vgl. Band I Seite 453 f.


Seite 49

Text muss noch eingegeben werden





Seiten 50 - 51
Top

Seite 50

Text muss noch eingegeben werden


Seite 51

Noch keine Datenfreigabe





Seiten 52 - 53
Top

Seite 52

Text muss noch eingegeben werden


Seite 53

Noch keine Datenfreigabe





Seiten 54 - 55
Top

Seite 54

Noch keine Datenfreigabe


Seite 55

Noch keine Datenfreigabe





Seiten 56 - 57
Top

Seite 56

Text muss noch eingegeben werden


Seite 57

Text muss noch eingegeben werden





Seiten 58 - 59
Top

Seite 58

Text muss noch eingegeben werden


Seite 59

Zum Gedenken
an den Begründer unserer Chronikblätter

Von
Walter Luyken (X 67 WA), Düsseldorf

Am 13. Februar 1964 hat sich zum neunzigsten Mal der Geburtstag des Begründers unserer Chronikblätter, Karl Luyken (X 44 WA) gejährt. Damit ist willkommene Gelegenheit gegeben, ein Bild von ihm zu bringen.

Von der Wiedergabe des in Band IV Seite 401 ff der Chronikblätter befindlichen Lebenslaufes von Karl möchte ich absehen, auch seine, nun wohl der ganzen Familie bekannten Verdienste um die Familienforschung nicht nochmals hervorheben, aber folgendes zu seiner Ehrung zu sagen, liegt mir auf dem Herzen:

Jedesmal, wenn ich den Altas zur Hand nehme und die Südpolargegend betrachte, fällt mein Auge auf die Kerguelen, diese einsame kleine Inselgruppe im südlichen Indischen Ozean, auf der Karl von November 1901 bis April 1903 im Rahmen der deutschen Südpolarexpedition unter ganz außerordentlichen Entbehrungen und Nervenanstrengungen wissenschaftlich tätig gewesen ist. (Vgl. Band IV Seite 103 ff. a. a. O.)

Vor 60 Jahren, als es noch keine Flugzeuge gab und während der 1 ½ Jahre nur ein einziges Mal ein Schiff die Insel im April 1902 kurz besuchte, war Karls Forschungsarbeit eine ganz hervorragende Leistung. Man bedenke hierzu, daß die Station lediglich aus 3 Wissen-





Seiten 60 - 61
Top

Seite 60

schaftlern und 2 Matrosen bestand, daß Dr. Enzensperger an Beri-Beri erkrankte und diesem unheimlichen Leiden erlag, während Dr. Werth gleichfalls von ihm schwer erfaßt wurde, so daß Karl schließlich allein noch arbeitsfähig blieb und auf allen 3 Forschungsgebieten tätig werden mußte. Was für ungeheuere seelische und auch körperliche Anforderungen dieses Geschick an ihn stellte, wird erst recht klar, wenn man sich vergegenwärtigt, daß damals noch kein Funkverkehr bestand und es gar nicht möglich war, Hilfe herbeizurufen.

Unsere Familie kann auf diese Forschungsarbeit Karls mit besonderer Hochachtung zurückblicken. Das ausgesprochen zu haben, war mir ein aufrichtiges Bedürfnis.



Seite 61

Text muss noch eingegeben werden





Seiten 62 - 63
Top

Seite 62

Text muss noch eingegeben werden


Seite 63

Text muss noch eingegeben werden





Seiten 64 - 65
Top

Seite 64

Text muss noch eingegeben werden


Seite 65

Text muss noch eingegeben werden





Seiten 66 - 67
Top

Seite 66

Text muss noch eingegeben werden


Seite 67

Text muss noch eingegeben werden





Seiten 68 - 69
Top

Seite 68

Text muss noch eingegeben werden


Seite 69





Seiten 70 - 71
Top

Seite 70

Text muss noch eingegeben werden


Seite 71

Text muss noch eingegeben werden





Seite 72
Top

Seite 72


Druck: Friedrich Luyken GmbH., Gummersbach





Beilage
Top

Beilage

Text muss noch eingegeben werden




Chronikblatt 1965